In den Jahrzehnten zwischen Oktober 1981 und Januar 2020, in denen das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt im Widukind-Gymnasium in Enger „beheimatet“ war, ist so viel Spannendes entwickelt und realisiert worden, dass es diese Seite sprengen würde, es zu dokumentieren.
Vieles ist analog archiviert worden. Dieses Archiv ist 2020 an das Archiv für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg abgegeben worden, um es möglichen Interessent/inn/en zugänglich zu machen.
Seit Februar 2020 realisierte Projekte, die uns digital erinnernswert erscheinen, stellen wir auf dieser Seite dar. Wegen der besseren Übersichtlichkeit werden hier direkt nur zentrale Aspekte dargestellt, Ausführlicheres ist jeweils als pdf verlinkt.
1) 2021/22: „Experiment HEIMAT“ machte Station in Enger
2) 2021/22: „HEIMAT: Experiment gelungen?“
3) 2021: iteraturfestival „europa:westfalen“
4) „Ver(w)ortungen. Bildungsprozesse im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt“
——————————————————————————————————————————-
2021/22: „Experiment HEIMAT“ machte Station in Enger

„HEIMAT – eine Emotion oder ein Ort? Eine Realität oder ein Ideal? Ist sie dort, wo wir geboren oder aufgewachsen sind? Oder hier, wo wir jetzt leben? Verändert sich HEIMAT im Laufe des Lebens? Oder existiert sie vielleicht überhaupt nicht (mehr)? Ist sie ein unausweichliches Schicksal oder etwas, das man sich selbst schafft? Eine erstrebenswerte Utopie oder ein Reizwort und Kampfbegriff? Gibt es nur eine HEIMAT oder gibt es sie auch im Plural? Und wie halten es andere Sprachen und Kulturen mit diesem urdeutschen Wort?“
Diese Fragen stellte (sich) das Westfälische Literaturbüro in Unna und schickte von Mitte April bis Ende Juni 2021 acht Schriftsteller/innen und neun Photograph/inn/en im Rahmen des vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung finanziell unterstützten Literatur- und Photographie-Projekts „Experiment HEIMAT“ jeweils zu zweit (bzw. in einem Fall zu dritt) für mehrere Tage zur Recherche in neun westfälische „HEIMAT-Orte“. Einer dieser „HEIMAT-Orte“ war die Widukindstadt Enger. Sie wurde vom 19. bis 23. Juni 2021 von der Schriftstellerin Lütfiye Güzel und der Fotografin Loredana Nemes besucht.
Sie waren getrennt und zu zweit zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs, haben Einzelgespräche geführt (u.a. auf dem Wochenmarkt), sich aber auch mit Gruppen getroffen (Mitgliedern des Heimatvereins Enger, Geflüchteten und Ehrenamtlichen im Haus der Kulturen, Jugendlichen und Ehrenamtlichen im Jugendzentrum Zebra), um über das Thema Heimat zu diskutieren und darüber, welche Rolle Widukind für sie spielt.






Außerdem haben sie sich mit einer Lesung und einer Werkpräsentation in der Galerie im Gerbereimuseum vorgestellt.




Begleitend gab es ein umfangreiches Programm für die interessierte Öffentlichkeit:
die Ausstellungen „Angekommen!“ und „HEIMAT“ im Haus der Kulturen,



ein Konzert „Opera meets Jazz“ aus dem Projekt „Wald- & Wiesen-Konzerte“ des Münsteraner Impresarios und Musikers Sebastian Netta auf der „HEIMAT-Bühne“ auf dem Königin-Mathilde-Platz






einen von Konfirmand/inn/en der evangelischen Kirchengemeinde Enger-Mitte gestalteten Gottesdienst zum Thema Heimat in der Stiftskirche, der aufgezeichnet wurde und auf dem YouTube-Kanal der evangelischen Kirchengemeinde Enger abrufbar ist [L].



eine Ausstellung der Künstlerin Anna Bella Eschengerd in der Galerie im Gerbereimuseum

unter dem Titel „HEIMART I“ einen „klingenden Stadtspaziergang“ des Performance-Trios TATUNTAT (Anna Bella Eschengerd [Stimme, Spontanpoesie], Marcus Beuter [field-recordings, soundart] und Willem Schulz [Cello, Performance])



eine „stationäre“ Performance mit TATUNTAT unter dem Titel „HEIMART II“ in der Galerie im Gerbereimuseum



sowie (leider ohne Photos) einen Vortrag „HEIMAT und Heimarbeit“ von Werner Brakensiek im Haus der Kulturen und ein Konzert und offenes Singen mit Ella Deppe (Gesang und Gitarre) und Alexander Hochhalter (Akkordeon und Gesang) auf der „HEIMAT-Bühne“ auf dem Königin-Mathilde-Platz unter dem Titel „HEIMAT-Lieder“.
Organisiert wurde das Engeraner Programm vom Rumpelstilzchen-Literaturprojekt in Zusammenarbeit mit dem Widukind-Museum und dem Haus der Kulturen.
Die Presse berichtete mehrfach, allerdings sind nur wenige Berichte online zugänglich: [P 1], [P 2]. Auch der Westdeutsche Rundfunk berichtete auf WDR 3 in der Sendung „Mosaik“ im Rahmen einer kleinen Serie; dieser Beitrag ist allerdings nicht mehr abrufbar.
Ausführliche Informationen über das Gesamtprojekt gibt es auf der Projekt-Website. Dort sind außerdem über die Tage in Enger ein kurzes Video, Fotoimpressionen und ein Kurzbericht der wissenschftlichen Projektbegleitung zu finden.
Der Photograph Siegfried Baron hat einen Großteil des Programms mit der Kamera begleitet und aus seinen Photographien eine Bilderschau erstellt, die auf dem YouTube-Kanal des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts abrufbar ist [L].
Die Ergebnisse des Projekts „Experiment HEIMAT“ sind in Buchform erschienen. Der Text-Photo-Band ist im Kunstverlag Hartmann Books erschienen (ISBN 978-3-96070-084-5) und für 28 € im Buchhandel erhältlich oder kann (zuzüglich Porto) beim Westfälischen Literaturbüro bestellt werden (post@wlb.de).



Das Buch enthält die Texte und Photographien der Autor/inn/en und Photograph/inn/en, die in Bochum, Enger, Detmold, Dortmund, Hattingen, Schmallenberg, Unna, Waltrop und dem Kreis Coesfeld zum Thema HEIMAT recherchiert haben: Peter Bialobrzeski, Jörg Brüggemann, Helene Bukowski, Safiye Can, Nora Gomringer, Lütfiye Güzel, Sabrina Janesch, Wladimir Kaminer, Alem Kolbus, Loredana Nemes, Ute Mahler, Werner Mahler, Sharon Dodua Otoo, Christina Stohn, Nikita Teryoshin, Najem Wali und Aleksandra Weber. Darüber hinaus gibt es einen informativen Beitrag zum Projekt von Heiner Remmert, dem Leiter des Westfälischen Literaturbüros, einen Essay der Schriftstellerin Hatice Akyün und eine Zusammenfassung der HEIMAT-Studie von Fatma Uzun, Mitarbeiterin des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen.
Die Textseite oben auf dem rechten Photo zeigt Beispiele der „enger cut-ups“ von Lütfiye Güzel.
Die vollständige HEIMAT-Studie steht zum Download zur Verfügung [L].
Einige weitere Beispielbilder aus dem Buch gibt es auf der Website des Verlages [L].
Einen ersten akustischen Eindruck der im Projekt entstandenen Texte vermitteln unter dem Titel „HEIMAT-Klänge“ die Schauspielerin Christine Rollar und der Poetry-Slammer und Autor Marian Heuser. Sie haben ausgewählte Passagen aus den in dem Buch abgedruckten literarischen Texten eingesprochen. Die Audios stehen auf dem YouTube-Kanal von „Experiment HEIMAT“ zur Verfügung [L]. Wer sich vor allem für die „enger cut-ups“ von Lütfiye Güzel interessiert, kann den direkten Weg gehen [L]. Die Aufnahmen sind auch Bestandteil der Multimedia-Station in der Wanderausstellung.


Design aller Plakate: NODE Berlin Oslo

Diese Ausstellung wurde in Enger vom 16. Oktober bis zum 13. November in der Galerie im Gerbereimuseum gezeigt.





Die Wanderausstellung wurde in Enger von einem mehrteiligen Begleitprogramm umrahmt; u.a. von einer Podiumsdiskussion „Unser Heimatbild im Spiegel der ‚Experiment HEIMAT‘-Beiträge von Lütfiye Güzel und Loredana Nemes“.

Auch die Veranstaltungen der zweiten Projektphase hat der Photograph Siegfried Baron mit der Kamera begleitet und aus seinen Photographien eine Bilderschau erstellt, die auf dem YouTube-Kanal des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts abrufbar ist [L].
„Experiment HEIMAT“ hatte eine lokale Ergänzung durch das Literatur-Photographie-Projekt „HEIMAT: Experiment gelungen?“ (siehe unten)
2021/22: „HEIMAT: Experiment gelungen?“
Parallel zu dem Projekt „Experiment HEIMAT“, mit dem ein Blick von außen auf den „HEIMAT-Ort“ Enger geworfen wurde, hatte das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt in Zusammenarbeit mit dem Photographen Siegfried Baron unter dem Motto „HEIMAT: Experiment gelungen?“ ein Literatur-Photographie-Projekt realisiert, das neben diese Außensicht die Innensicht von Kreativen aller Altersgruppen aus bzw. mit Wurzeln in der „Widukindstadt“ Enger und dem „Wittekindskreis“ Herford stellen sollte.
Ist Heimat ein Begriff, mit dem wir heute noch etwas anfangen können? Oder wieder?
Wenn ja: Wo ist Heimat, und was macht sie aus?
Was bedeutet Heimat für die Lebensplanung?: Bleibe ich? Ziehe ich weiter?
Kann ich Heimat mitnehmen?
Wie bin ich dorthin gekommen, wo ich lebe? Wann und warum? Und ist dort (jetzt) Heimat?
Diese und andere Fragen stellten (sich) für die Organisatoren. Und erhielten von 33 Autor/inn/en mehr als 100 Antworten in Form von Gedichten oder Geschichten.
Anregungen für die schreibende Auseinandersetzung mit dem Thema boten 30 Photographien von Siegfried Baron, der damit seine Sicht auf die „Heimat“-Region ins Bild gesetzt hatte. Hier drei Beispiele:



Geschrieben werden konnte aber auch ohne Bezug darauf „nur“ zum Thema. Umgekehrt hatte Siegfried Baron angeboten, zu eingereichten Textbeiträgen zu photographieren. Auch hierzu drei Beispiele:



Die mehr als 100 Gedichte und Kurzprosatexte sowie 95 Farbphotographien von Siegfried Baron sind auf ca. 250 Seiten als Buch erschienen und über den Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-755-792338). Das Buch hat das Format 21 x 15 cm und kostet 28 Euro.

Hier zwei Beispiel-Doppelseiten – und der Buchinformationsflyer zum Download [D]:


Außerdem gibt es auch einen „endlosen“ HEIMAT/EN“-Monatskalender im Format 29, 7 x 29, 7 cm mit ausgewählten Photographien und Texten. Wobei sich „endlos“ nicht nur auf die Entscheidung bezieht, keinen Kalender zu gestalten, der durch die Zuordnung von Wochentagen zu den Daten nur für ein Jahr Gültigkeit hätte. Dafür waren uns die Ergebnisse zu wertvoll. Und das Thema Heimat ist ja sicher ein endloses.

Hier drei Beispiel-Kalenderblätter:



Buch und Kalender wurden mit einer Lesung im Haus der Kulturen vorgestellt.





Als drittes „HEIMAT: Experiment gelungen?“-Produkt ist – ebenfalls mit einer Auswahl der Texte und Photographien – eine (Wander-)Ausstellung entstanden (18 Textilfahnen, 100 x 150 cm), die zunächst im Haus der Kulturen gezeigt wurde, aber von interessierten Veranstalter/inne/n auch ausgeliehen werden kann.



Mehr oder weniger als – vorläufiger(!) – Abschluss des Projekts fanden unter Mitwirkung des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts in der Stiftskirche in Enger zwei Gottesdienste statt.
In beiden Gottesdiensten wurden Texte aus unserem Buch „HEIMAT: Experiment gelungen?“ gelesen. Bei dem ersten Gottesdienst handelte es sich um die Silberne Konfirmation und einen Taufgottesdienst), der zweite fand am Volkstrauertag statt.
2021: Literaturfestival „europa:westfalen“

Unter dem Titel „europa:westfalen“ veranstaltete das Netzwerk literaturland westfalen im Frühjahr 2021 sein drittes westfalenweites Literaturfestival (mit einigen „Ausläufern“, da verschiedene Veranstaltungen coronabedingt verschoben werden mussten).
Das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt beteiligte sich mit zwei Kunstformen verbindenden Projekten. Realisiert wurden in Zusammenarbeit mit den Künstlern Thorsten Böckmann und Alexander Kapitanowski zwei Ausstellungen, zwei Bücher und zwei Online-Lesungen.
Lokaler Veranstaltungspartner war die Engeraner Galerie im Gerbereimuseum.
Auf Einladung des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts setzten sich Autorinnen und Autoren aus Deutschland, England und Russland mit den Bildern der beiden Künstler auseinander.
Die Ergebnisse erschienen als Bücher, die alle Bilder und alle Texte enthalten:
Hellwig, Michael (Hrsg.): Thorsten Böckmann: Ukraine – Ansichtssachen. Bild-Text-Dialoge. Rumpelstilzchen-Literaturprojekt, Enger 2021 (BoD, Norderstedt 2021). ISBN 9-783-7526-2526-4, 18,- Euro.
Hellwig, Michael (Hrsg.): Alexander Kapitanowski: Europa und der Stier. Bild-Text-Dialoge. Rumpelstilzchen-Literaturprojekt, Enger 2021 (BoD, Norderstedt 2021). ISBN 978-3-752-672596, 18,- Euro.
Mehr zu den Projekten findet sich hier [L].
„Ver(w)ortungen. Bildungsprozesse im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt“

Mit einer Lesung unter dem Motto „Rumpelstilzchen rockt in Rente“ am 31. Januar 2020 hat sich das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt gemeinsam mit seinem Projektleiter nach 38,5 bzw. 39 Jahren aus dem Widukind-Gymnasium in Enger verabschiedet. Als Überraschung zu diesem Abschied, der in erster Linie ein Wechsel/Verlassen von institutionellen Strukturen war, haben die langjährigen Mitglieder des Rumpelstilzchen-Literaturprojekts Melanie Babenhauserheide und Anna Bella Eschengerd im Aisthesis Verlag, Bielefeld, „Ver(w)ortungen. Bildungsprozesse im Rumpelstilzchen-Literaturprojekt. Eine Festschrift für Michael Hellwig“ herausgegeben.
Dazu steht im Klappentext: „Das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt unterstützt seit 1981 literarisches Schreiben von Kindern und Jugendlichen, bietet ihnen unterschiedliche Foren des Austauschs sowie mannigfaltige Möglichkeiten, mit Lyrik und Prosa an die Öffentlichkeit zu treten. Dieser Band beleuchtet dieses vielseitige Projekt: Exemplarisch veranschaulichen literarische Texte das breite Spektrum der Werke von Beteiligten sowie die Entwicklung ihres Schreibens. Autobiographische Reflexionen, Interviews mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern wie auch wissenschaftliche Betrachtungen gehen der individuellen, pädagogischen und kulturellen Bedeutung des Projekts nach. Durch die Diversität der Perspektiven werden sowohl vielfältige Ideen und Anregungen entfaltet, wie literarische als ästhetische Bildung durch einen kreativen Zugang ganz grundsätzlich begünstigt und ermöglicht werden kann, als auch Schwierigkeiten eines solchen Engagements innerhalb und außerhalb eines schulischen Kontextes kritisch reflektiert.“
Darüber hinaus gibt es inzwischen von Melanie Babenhauserheide zwei Aufsätze, in denen (u.a.) das Rumpelstilzchen-Literaturprojekt Thema ist:
Facetten des Nicht Identischen im literarischen Schreiben während der Adoleszenz und darüber hinaus; in: Karsten Strack et a. (Hrsg.): Identität gestalten – Identität leben. Leerstelle Diversität, Paderborn (Lektora) 2021, S. 38 – 60.
Das Buch ist über den Buchhandel erhältlich oder kann für 5 Euro beim Verlag bestellt werden [L].
Anregungen zu pädagogischen Unterstützung literarischen Schreibens in Betrachtungen junger Autorinnen; in: BEM – Betrifft Mädchen 1/2022, Weinheim (Beltz Juventa) 2022, S. 29 – 35.
Die Zeitschrift kann zum Preis von 10 Euro beim Verlag bestellt werden [L]. Für 4,98 Euro steht der Beitrag zum Download zur Verfügung [L].