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Gedicht des Monats September 2024

Siegfried Baron
Erinnerungen
(molzen)

geräuschloser fliegt die weihe
als wir menschen
hierin gleicht sie dem blühen
der pusteblume
und den gedanken der bäume
und dem reigen der stichlinge
unter der waschbrücke
und dem sommerduft
schwebend schwüler felder
der weissagung körperloser mücken
durch ihren tanz
vor roten kirchenmauern

geräuschloser fliegt die weihe
als wir menschen
denn stille
prägt die spurenlosigkeit
ihrer bewegung
ohne tonspuren hölzerner räder
zum glockengeläut
ohne müder hufe wagnerklänge
ohne dem gefangenenchor der kühe
weit vor dem gewitter
nur ihr schatten verrät sie
bei ihrem flug durch die sonne
mit lerchengesang geschmückt

geräuschlos fliegt die weihe
durch ihre namenlosigkeit
denn menschliche
erinnerungen heißen
harras für den hund
und lena für die kuh
und schubert für den hahn
und magda für die magd
und auch der lehrer
mit dem rohrstock
wird irgendwie genannt
nur die weihe nicht
bei ihrem gleiten
durch den dunst der tiere
und die melodie des jagdhorns
was gleicht wohl auf erden
die im sand versickert
immer wenn es abend wird





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